Würzsilie und ihre Verwandten: Ein Überblick zu Myrrhis odorata und Sison amomum

Die sogenannte Würzsilie ist ein Begriff, der oft fälschlicherweise verwendet wird, um auf verschiedene aromatische Pflanzen der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) hinzuweisen. Am häufigsten wird damit die Süßdolde (Myrrhis odorata) gemeint, manchmal aber auch die Gewürz-Silge (Sison amomum). Beide Pflanzen teilen gewisse Ähnlichkeiten, haben jedoch klare botanische und praktische Unterschiede.
Falsche Bezeichnungen und deren Ursprung
- Bezeichnungen wie Würzsilie, Muskatkraut, Steinpetersilie oder Gewürzdolde sind keine wissenschaftlich korrekten Namen.
- Diese volkstümlichen Namen stammen aus:
- Der optischen Ähnlichkeit mit anderen Pflanzen (z. B. Petersilie).
- Der geschmacklichen Eigenschaft (süßlich oder muskatartig).
- Regionalen oder historischen Bezügen, wo genaue Zuordnungen oft keine Rolle spielten.
Die korrekten Namen sind:
- Süßdolde (Myrrhis odorata)
- Gewürz-Silge (Sison amomum)
Merkmal | Süßdolde (Myrrhis odorata) | Gewürz-Silge (Sison amomum) |
Familie | Doldenblütler (Apiaceae) | Doldenblütler (Apiaceae) |
Höhe | Bis zu 1,5 m | 30–50 cm |
Blätter | Gefiedert, leicht behaart | Lanzettlich, glatt |
Blüten | Große weiße Dolden | Kleine, unscheinbare Dolden |
Aroma | Süßlich-anisartig | Würzig-nussig |
Standort | Montane Regionen, Gärten | Kalkreiche Böden, Süd- und Westeuropa |
Nutzung | Blätter, Samen, Wurzel | Samen (als Gewürz) |
Anbau und Pflege
Süßdolde (Myrrhis odorata)
- Standort:
- Sonnig bis halbschattig.
- Nährstoffreicher, humoser und durchlässiger Boden.
- Aussaat:
- Im Frühjahr oder Herbst direkt ins Freiland säen.
- Die Samen benötigen eine Kältephase (Frostkeimer).
- Pflege:
- Regelmäßig gießen, Staunässe vermeiden.
- Rückschnitt der Blütenstände, um Selbstaussaat zu verhindern.
- Düngung:
- Im Frühjahr mit Kompost düngen.
Gewürz-Silge (Sison amomum)
- Standort:
- Bevorzugt trockene, kalkreiche Böden in sonnigen Lagen.
- Aussaat:
- Direktsaat im Frühling.
- Pflege:
- Benötigt kaum Pflege, da sie robust und an trockene Standorte angepasst ist.
- Düngung:
- Selten notwendig, bei Bedarf mit organischem Dünger sparsam unterstützen.
Krankheiten und Schädlinge
Beide Pflanzen sind robust, jedoch können gelegentlich folgende Probleme auftreten:
- Mehltau (Süßdolde häufiger betroffen):
- Weißlicher Belag auf den Blättern bei feucht-warmem Wetter.
- Blattläuse:
- Vor allem an jungen Trieben.
- Blattfleckenkrankheit:
- Braune Flecken durch Pilzbefall.
Maßnahmen:
- Befallene Teile entfernen.
- Für gute Durchlüftung sorgen.
- Biologische Mittel (z. B. Neemöl) einsetzen.
Nutzung der Pflanzen
Süßdolde (Myrrhis odorata)
- Kulinarisch:
- Blätter: Süßlich-anisartig, ideal für Salate, Kräuterbutter, Suppen und Soßen.
- Samen: Getrocknet als Gewürz für Desserts, Brot oder Likör. Junge Samen können direkt gegessen werden.
- Wurzeln: Gekocht oder gebraten als Gemüse.
- Medizinisch:
- Wird gegen Blähungen und Magenbeschwerden verwendet.
- Tee aus Blättern und Samen wirkt verdauungsfördernd.
- Zierpflanze:
- Attraktiv durch die filigranen Blätter und großen weißen Blüten.
Gewürz-Silge (Sison amomum)
- Kulinarisch:
- Samen: Würzig-nussig, als Gewürz für herzhafte Speisen wie Suppen und Eintöpfe verwendet.
- Weniger vielseitig als die Süßdolde.
- Traditionelle Nutzung:
- In der Volksmedizin selten erwähnt, gelegentlich als mild verdauungsfördernd.
Fazit
Die Süßdolde (Myrrhis odorata) und die Gewürz-Silge (Sison amomum) sind aromatische Vertreter der Doldenblütler-Familie, die jedoch unterschiedliche Standorte, Aromen und Anwendungen haben. Während die Süßdolde süßlich-duftend und vielseitig einsetzbar ist, überzeugt die Gewürz-Silge durch ihre Robustheit und die nussige Würze der Samen. Die Verwirrung um Begriffe wie Würzsilie verdeutlicht, wie volkstümliche Namen zu Missverständnissen führen können. Zur präzisen Beschreibung sollten daher die wissenschaftlichen Namen verwendet werden.